Methodik und Modellierung

Das Relative Gegensatzprinzip – Methodik in relativen Gegensätzen

Das Relative Gegensatzprinzip besagt in vereinfachter, und dadurch verhältnismäßig vorausgesetzter Annahme, prinzipiell, dass jedes Phänomen im Verhältnis zu einem Gegenpol verständlich wird. Die darauf beruhende Erkenntnis entsteht durch Kontrast, nicht durch Isolation eines Merkmals, eines auftretenden Phänomens. Weil schon die Unterscheidungsgrundlage, in der Voraussetzung fehlen würde. Es ist somit unweigerlich an das angenommene Vorhandensein, streng genommen sogar an den Existenzbegriff, den Seinszustand im Dasein selbst geknüpft.

Es beruht auf Wechselwirkungen, worin das resumptierende Attribut[1]Vgl. Die Gleichnis existenzieller Gegenwart – Und Dasselbe eines existentiell Gegenständlichen gemäß der Interpretationsmöglichkeit, oder eigentlichen Annahmevoraussetzung also entsprechend zum Ausdruck kommen kann. Der Kontrast ist immer auch Grenzraum der Interpretation, an dem sich die Vorstellungen wahrnehmungsbezogen bemisst.

Unter der Voraussetzung des Individualitätsausdruck, bestätigt sich die Annahme in der Voraussetzung, die in der Verneinung, oder in einer absoluten Bejahung zur Geltung kommt. Die Interpretation erfolgt unter Einbeziehung von subjektiven Erfahrungswerten. Einzelne Unterschiede dürfen unter kollektiven Annahmen nicht unberücksichtigt bleiben, wenngleich sie realitätsbezogen eigentlich gleich bedeutender Teil des Ganzen wären.

Ein konzeptionelles Methodenmodell erfolgt unter Berücksichtigung der Teilaspekte, unter der Annahme, dass es in der Zustandsbeschreibung selbst implizierte Berücksichtigung erfährt. Es definiert sich als innere Kohärenz der Merkmalsfolgen, im Verhältnis dazu, diese gedeutet zu haben, wenngleich diese Deutung unendlich oft möglich sein dürfte[2]Vgl. Das relative Gegensatzprinzip – Und das Unendlichkeitsverhältnis individueller Deutungsmöglichkeiten.

Es soll eine ganzheitliche Analyse ermöglichen, um Zustandsbilder, auf menschliche Handlungen bezogene Phänomene, zu interpretieren. Dabei beruht ein qualitativer Ausdruck einer Entscheidung auf einem relativen Nicht-Vorhandensein, in der darauf beruhenden, implizierten Gegenannahme, in der Ausprägung eines Merkmals, eines Phänomen, dass es selbst dem Wirken, einer Leistung entsprochen haben dürfte. Die Erkenntnis wird gewonnen durch Kontraste, nicht isolierter Merkmale.

Im Kern enthält jede Antithese den Keim ihrer These, und umgekehrt. Die Grundsätze können in einer vereinfachten, intersubjektiven Annahme eines Zustandsbildes dazu dienen, um Leitfäden herauszustellen, Spannungsfelder zu durchdringen, und praxisnah Lösungsansätze zu entwickeln.

Die Implementierung erfolgt auf Gegenüberstellung des jeweils anderen Merkmals, respektive Phänomen, wozu sich ergebnisorientiert bekannten analytischen Formulierungen, wie einem Matrixmodell bedient werden kann.

Phänomen/GegenpolDeterminismusNicht-Vorhandensein KollektivitätObjektivität
FreiheitÜberwindung innerer Grenzen der Entfaltung Definition: Nicht-Vorhandensein von inneren Grenzen Kein spezifisches Gruppen oder Massenverhalten Erkenntnis im subjektiven Erleben
VorhandenseinEntfaltungsmöglichkeiten über den Ursachengrund Bedeutung durch das implizierte Gegenteil der Annahme Manifestation im Einzelnen ohne Verlust im GanzenObjektive Realität
IndividualitätEinzigartigkeit über subjektive Einflüsse hinaus Definition über den Verlust im Ganzen Keine Abweichung innerhalb falschen NormenAusdruck in subjektiver Wahrnehmung; objektiv deutsam
SubjektivitätDynamisch gegenüber determinierten Grenzen Abgrenzung von der eingeschränkten Deutung Kontraste sozialer Rollenverhältnisse Abgleich über Bestimmbarkeit

Jedes Merkmal, Phänomen tritt im relativ zueinander vorhandenen, respektive angenommenen Gegenpol auf.

Daraus kann eine Matrix relativ relationaler Definition aufgestellt werden.

Phänomen Gegenpol 1Gegenpol 2Definition
FreiheitDeterminisumsGrenzenFreiheit ist das Maß an selbstbestimmte Handlungen im Verhältnis zu Grenzen und Vorherbestimmung
SubjektivitätEntfernung IsolationSubjektivität entsteht durch wechselseitige Bindung, Entfernung und Isolation das Gegenteil
Stagnation Veränderung ChaosBestimmte Strukturen unter Begrenzung von Abweichungen
Individualität KollektivitätNormierungIndividualität; Überwindung von Grenzen und Vorherbestimmung

Jedes Phänomen wird im “Nicht-Vorhandensein” an einem oder mehreren Polen gegenübergestellt. Die relationale Definition verknüpft das Phänomen mit seinen relativen Gegensätzen.

Grafentheoretischen Modellbildung[3]Vgl. Diskrete Strukturen Band 1: Kombinatorik, Graphentheorie, Algebra, 2. Auflage, Springer von Angelika Steger: Die Matrix relativer Gegensätze kann gewichtet, in eine Adjazenzmatrix umgewandelt werden, die sich also an numerischen Intensitäten bemessen lässt, beispielsweise in einem Intervall [0,1].

KonzeptionGegenannahme Intensität
FreiheitDeterminismus0.8
Subjektivität Entfernung 0.6
Stagnation Veränderung 0.9
IndividualitätKollektivität0.7

Die Adjazenzmatrix soll somit die Beziehungen zwischen den Phänomenen als gerichtete oder ungerichtete Kanten darstellen.

Es sei:

  • Ein hoher Intensitätswert (≈1) zeigt eine starke Ausprägung des Phänomens.
  • Ein niedriger Intensitätswert (≈0) zeigt eine starke Ausprägung des Gegenpols.
  • Die Differenz oder relative Ähnlichkeit zwischen Phänomenen kann als Verbindung(Kante) interpretiert werden.

Aufstellen der Gegensatzmatrix: Matrix G mit Einträgen gij ∈ [0,1] für Phänomen i gegenüber Gegenpol j.

Transformation in Adjazenzmatrix A.

Sei gi ∈ [0,1] die normierte Intensität des Phänomens i, 0= schwach, 1 = stark.

Es sei:

aij=1−|gi−gj|

Daraus soll eine Ahnlichkeitsmatrix hervorgehen[4]Vgl. Angewandte Statistik – Eine Einführung für Biologen und Mediziner, 3. Auflage, Springer von Werner Timischl. S. 428 ff., in der hohe Werte starke Verbindungen anzeigen. Optional können Schwellenwerte gesetzt werden. Der Schwellenwert trennt bedeutende von vernachlässigbaren Relationen in der gewichteten Adjazenzmatrix. Er kann Störrauschen eliminieren und anderseits wesentliche Verknüpfungen innerhalb eines Netzwerkes erhalten.

Wesentliche Kriterien für die Schwellenwertwahl

  • Verteilungsstruktur der Kantengewichte
  • Minimierung von Fehlentscheidungen (False Positives/Negatives)

Beispielsweise: Nur Werte aij>θ werden als Kanten interpretiert (z.B.θ=0,7).

Visualisierung als Graph:

  • Knoten= Phänomene
  • Kanten= Beziehungen gemäß Adjazenzmatrix

Lineare Ausgleichsstrategie für signifikante Knotenpunkte: In relationalen Begriffssystemen, etwa bei der Anwendung des Relativen Gegensatzprinzips, treten bestimmte Konzepte als besonders konfliktbeladen, oder diskursprägend hervor. Um diese systematisch zu analysieren bietet sich beispielsweise eine lineare Ausgleichsstrategie an.

Die Methode zielt darauf ab, die Problemrelevanz einzelner Knotenpunkte (z. B. Freiheit, Individualität) im Verhältnis zu ihren strukturellen Eigenschaften zu modellieren. So lassen sich gezielte Interventionen ableiten lassen, etwa zur Konfliktminderung, oder zur Förderung von Kohärenz.

Die Strategie basiert auf einem linearen Regressionsmodell[5]Vgl. Wolfgang Kohn, Riza Öztürk Statistik für Ökonomen, 2., überarbeitete Auflage, Kapitel. 17:

yᵢ = β₀ + β₁·xᵢ₁ + β₂·xᵢ₂ + … + βₖ·xᵢₖ + εᵢ

  • yᵢ: Problemrelevanz des Knotenpunkts
  • xᵢⱼ: Merkmale wie Degree-, Betweenness- oder Closeness-Zentralität
  • βⱼ: Einflusskoeffizienten
  • εᵢ: Residuen

Interpretation der Koeffizienten: Positive Werte (β > 0) zeigen, dass ein Merkmal die Problemrelevanz verstärkt, negative Werte (β < 0) mildert das Problem.

Das Prinzip lässt sich analytisch beliebig weiter ausführen, innerhalb der Netzwerkanalyse, einer dynamischen Analyse, innerhalb von Zeitreihen. Es kann in der Organisationsentwicklung angewendet werden, beispielsweise um festzustellen, wie sich Freiheit und Regulierung in Gruppen verhalten, in der Psychologischen Diagnostik, bei der Erfassung von Nähe-Distanz-Dynamiken, Stagnation, und Veränderungen.

References

References
1 Vgl. Die Gleichnis existenzieller Gegenwart – Und Dasselbe eines existentiell Gegenständlichen
2 Vgl. Das relative Gegensatzprinzip – Und das Unendlichkeitsverhältnis individueller Deutungsmöglichkeiten
3 Vgl. Diskrete Strukturen Band 1: Kombinatorik, Graphentheorie, Algebra, 2. Auflage, Springer von Angelika Steger
4 Vgl. Angewandte Statistik – Eine Einführung für Biologen und Mediziner, 3. Auflage, Springer von Werner Timischl. S. 428 ff.
5 Vgl. Wolfgang Kohn, Riza Öztürk Statistik für Ökonomen, 2., überarbeitete Auflage, Kapitel. 17